Gutartige Prostatavergrößerung


Die Prostata

Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist eine kastaniengroße Drüse, die zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes gehört. Sie liegt zwischen Blase und Harnröhrenschließmuskel. Die Harnröhre tritt durch sie hindurch. Die Prostata ist ein für die Fortpflanzungsfähigkeit des Mannes notwendiges Organ. Sie produziert ein Sekret, das den Spermien als Transport und Aktivierungsmittel dient. Zusammen mit den Hoden und den Samenblasen ist sie an der Bildung der Samenflüssigkeit (Ejakulat) beteiligt. In der Prostata wird das männliche Geschlechtshormon Testosteron in seine aktive Form, das Dihydrotestosteron (DHT), umgewandelt.

Mit zunehmendem Alter kann die Prostata für folgende Krankheitsbilder verantwortlich sein:

  • die gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie=BPH)
  • das Prostatakarzinom

Die Ausbildung der BPH wird vom Patienten in der Regel durch zunehmende Beschwerden beim Wasserlassen bemerkt. Neben sogenannten obstruktiven Miktionsbeschwerden (abgeschwächter Harnstrahl, Anwarten, Nachträufeln) kann es zu störenden irritativen Beschwerden kommen (häufiger Harndrang, häufiges nächtliches Wasserlassen).

Im Unterschied dazu verursacht das Prostatakarzinom im Frühstadium im Allgemeinen keine Beschwerden. Daher wird es in dieser Phase seiner Entwicklung meist nur im Rahmen einer urologischen Vorsorgeuntersuchung bzw. Früherkennung diagnostiziert. Bei dieser wird die Prostata über den After abgetastet (digital-rektale Untersuchung) und eine Bestimmung des PSA-Wertes im Blut vorgenommen.


Gutartige Prostatavergrößerung

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine nicht-kanzeröse Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata), von der etwa die Hälfte aller Männer über 60 Jahren betroffen ist. In der Vergangenheit ist eine BPH mit einem invasiven schnitt-operativen Eingriff behandelt worden. Heute haben Männer mit einer BPH die Möglichkeiten, sich einer medikamentösen oder minimal-invasiven Behandlung, zu unterziehen.

Das Wachstum des gutartigen Prostatagewebes beginnt im Zentrum der Prostata, wo diese von der Harnröhre durchzogen wird. Infolge der Vermehrung des Gewebes wird die Harnröhre eingeengt und der Urin kann nicht mehr beschwerdefrei abfließen.

Die BPH ist eine weit verbreitete, sich natürlich entwickelnde und nicht bösartige Vergrößerung der Prostata, die zu Komplikationen beim Wasserlassen führt. Oft treten bei Männern mit einer BPH viele Veränderungen im alltäglichen Leben ein, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen – z.B. Verzicht auf Reisen, Unterbre­chungen von Freizeitaktivitäten, Aufsuchen von Toiletten und nächtliche Blasenschwäche.

Symptome der Benignen Prostatahyperplasie (BPH)

Das frühe Stadium der BPH verursacht nicht zwingend Beschwerden und wird häufig nur bei Vorsorgeunter­suchungen erkannt. Im weiteren frühen Verlauf treten erste Symptome auf:

  • häufiger Harndrang (besonders nachts)
  • verzögerte Blasenentleerung
  • schwächerer Harnstrahl
  • Nachtröpfeln beim Wasserlassen

Im mittleren Stadium treten die Symptome ausgeprägt auf und können zur Folge haben, dass die Blase sich nicht vollständig leert. Dieses bedeutet, dass Restharn in der Blase verbleibt und der Boden für Krankheitserreger geebnet wird. Das führt zu vermehrt auftretenden Harnwegsinfektionen und -entzündungen.

Im späten Stadium, wird die Harnröhre durch das vermehrte Prostatagewebe so stark eingeengt, dass immer mehr Restharn in der Blase verbleibt. Die Beanspruchung der Muskulatur der Blase ist so stark, dass es zum kompletten Versagen der Blasenfunktion kommen kann. Der Urin wird dann unkontrolliert und tröpfchenwei­se abgegeben. Der Rückstau des Restharns kann schwere Nierenschädigungen zur Folge haben. Spätestens in diesem Stadium ist eine operative Behandlung unumgänglich.

Eine Stadieneinteilung der Symptome kann ganz einfach mittels eines Fragebogens vorgenommen werden: dem IPSS-Fragebogen.

Behandlungsoptionen

Medikamentöse Therapie

Zu Beginn, bei geringen Symptomen und dem Fehlen von Komplikationen wie z.B. wiederholter Harnverhaltung, ist eine konservative medikamentöse Therapie gerechtfertigt. Es existieren verschiedene pharmakologische Ansätze um den erhöhten Wiederstand beim Wasserlassen zu vermindern. Die Therapieform orientiert sich an den Beschwerden des Patienten und erfordert regelmäßige Kontrollen, um Nebenwirkungen sowie einen Wirkverlust rechtzeitig zu erkennen.

TUR-Prostata

Die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) stellt ein minimal-invasives Verfahren dar, das beim Auftreten von Komplikationen oder Wirkverlust der medikamentösen Therapie indiziert ist. Das überschüssige Gewebe wird durch eine elektrische Schlinge gewissermaßen abgehobelt. Es ist ein potentiell kuratives Verfahren, das einen ca. fünftägigen Krankenhausaufenthalt erfordert. Nach Entfernung des überschüssigen Gewebes kann der Urin wieder ungehindert aus der Blase in die Harnröhre abfließen.

Green-Light-Lasertherapie

Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung haben jetzt neuerdings die Möglichkeit, eine weitere minimal-invasive Behandlung durchführen zu lassen, die Green-Light-Lasertherapie der Prostata. Die Green-Light-Lasertherapie verwendet Laserenergie zur Entfernung des Prostatagewebes. Die Technik spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Am Caritas-Krankenhaus St. Josef steht der aktuellste und neueste Green-Light-Laser zur Verfügung.

Patienten mit einer überdimensional stark vergrößerten Prostata und/oder Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen müssen, sind geeignet für die Green-Light-Lasertherapie. Ein Absetzen oder Umstellen der Gerinnungs-Hemmer, die oftmals aus kardialen Gründen zwingend eingenommen werden müssen, ist im Rahmen der Green-Light Behandlung nicht erforderlich.


Holmium Laser Enukleation der Prostata (HoLEP)

mit dem Laser gegen die gutartige Prostatavergrößerung

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine Volkskrankheit, die mit zunehmendem Lebensalter nahezu alle Männer betrifft: alleine in der Altersgruppe zwischen 60-69 Jahren sind rund ein Drittel betroffen. Im Gegensatz zum Prostatakrebs, dem Prostatakarzinom, handelt es sich hierbei aber nicht um eine bösartige Geschwulst der Drüsenkapsel, sondern eine durch Hormonveränderungen verursachte Zunahme des inneren Drüsenanteils.

Typische Symptome – z.B. häufiges, vor allem nächtliches Wasserlassen, Restharngefühl nach der Miktion, schwacher Strahl – können aber bei vielen Patienten über einen langen Zeitraum exzellent mit einer medikamentösen Therapie gemindert werden.

Eine Operation als erster Schritt ist nur selten erforderlich. Mit zunehmender Erkrankungsdauer und fortschreitendem Wachstum der Prostata ist aber irgendwann der Zeitpunkt erreicht, an dem die Tablettentherapie nicht mehr effektiv die resultierenden Probleme – v.a. Infekte und Harnverhalt – abwenden kann.

Die klassische Operationsmethode zur Behandlung der BPH ist die „Ausschabung“ über die Harnröhre, die sogenannte transurethrale Resektion der Prostata. Dieses Verfahren existiert seit ca. 90 Jahren und gilt gerade bei kleinen Drüsen auch heute noch als der Goldstandard. Limitiert ist die Methode jedoch durch die Größe der Drüse. Sehr große Prostatae wurden und werden deshalb heute noch mit einer offenen Operation behandelt. Daneben gibt es eine Vielzahl von alternativen experimentellen und etablierten Methoden, die vor allem auf Lasertechnik basieren. Doch auch bei den Lasermethoden gibt es grundlegende Unterschiede. Die Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef bietet Patienten die Holmium Laser Enukleation der Prostata (HoLEP) als operative BPH-Therapie an. So können wir bereits auf über 1000 Holmium-Laser Enukleationen der Prostata zurückblichen, sodass dieser Eingriff sehr routiniert und mehrfach am Tag (bis zu 5x am Tag) in unserer Klinik stattfindet. Des Weiteren haben wir in den letzten drei Jahren keine offene Adenomenukleation der Prostata durchgeführt, sodass auch sehr große Drüsen mit der HoLEP-Methode behandelt werden können.

Welche Vorteile dürfen die Patienten davon erwarten?

  • Es handelt sich um eine vollständige Entfernung (= Enukleation) des Drüsengewebes, wie bei der offenen Operation, entlang der natürlichen Trennschicht zwischen dem Drüsengewebe und der am Ende verbleibenden Kapsel der Prostata.
  • Der Holmium Laser hat eine hohe Effektivität auf kurze Distanz, dringt mit seiner Energie aber nur wenige Millimeter in das Gewebe ein, so dass die empfindlichen Strukturen an der Prostatakapsel, wie Nerven und feine Blutgefäße, sehr gut geschont werden.
  • Das abgetragene Gewebe wird nicht verbrannt, sondern zerkleinert und zur histologischen Aufarbeitung eingeschickt, um ggf. bislang unbekannte Tumorherde festzustellen.
  • Flexibler Einsatzbereich bezüglich der Drüsengröße, so dass gerade auch Drüsen operiert werden können, die für die klassische Ausschälung zu groß sind.
  • Der Eingriff findet vollständig durch die Harnröhre, quasi in „Schlüsselloch-Technik“, statt. Den Patienten wird dadurch der Unterbauch-Schnitt mit Drainage und Hautnaht, wie bei der offenen OP notwendig, erspart. Hierdurch bedingt resultiert eine wesentlich schnellere Erholung als bei der offenen Operation.
  • Als Alternative zur offenen OP besonders wertvoll, z.B. bei Patienten mit hohem Risiko für Wundheilungsstörung (Übergewicht, Diabetes, Gefäßerkrankungen).
  • Keine suprapubische Harnableitung („Bauchdecken-Katheter“). Damit ist diese Operation auch bei Harnblasentumoren in der Vorgeschichte möglich.
  • Deutlich geringere Blutungen im Vergleich zur offenen OP, aber auch zur TUR-P. Eine Entlassung ist völlig unproblematisch bereits am 2.– 3. Tag nach der OP ohne Katheter möglich, bei in der Regel sofortiger und signifikanter Verbesserung der Beschwerden.
  • Geringe Komplikationsrate gepaart mit einer sehr gründlichen Entfernung des überschüssigen Drüsengewebes.

Nicht umsonst ist die HoLEP als Laserverfahren, das von der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) hinsichtlich der Langzeitergebnisse als Alternative zur TUR-P und offenen OP mit höchstem Bewertungsgrad versehen wird [(EAU Guidelines 2016: "The long-term functional results of HoLEP are comparable with TURP or open prostatectomy.“ GRADE A (Gravas et al. 2016)].

Dass das Verfahren dennoch deutschlandweit relativ selten angeboten wird, liegt an der im Allgemeinen als schwierig eingestuften Lernphase dieser Operation. Nur eine kontinuierlich hohe Fallzahl pro Operateur und Zentrum stellt eine gute Ergebnislage sicher.

Wir freuen uns unseren Patienten mit diesem Schritt alle wichtigen operativen Verfahren zur Behandlung der BPH – von der offenen OP über HOLEP, mono- und bipolare TUR-P und Greenlight-Laser – anbieten zu können, so dass wir gemeinsam mit unseren Partnerpraxen für jeden Patienten jetzt noch individueller das optimale Verfahren auswählen können.

Referenzen

HoLEP provides a higher prostate cancer detection rate compared to bipolar TURP: a matched-pair analysis.
Rosenhammer B, Lausenmeyer EM, Mayr R, Burger M, Eichelberg C.
World J Urol. 2018 Dec;36(12):2035-2041. doi: 10.1007/s00345-018-2353-0.

Holmium Laser Enucleation of the Prostate Provides Similar Incidental Prostate Cancer Detection Rates as Open Prostatectomy: A Matched Pair Analysis.
Rosenhammer B, Lausenmeyer EM, Mayr R, Burger M, Eichelberg C.
Urol Int. 2018;101(4):382-386. doi: 10.1159/000492923.

Introduction of a New Score to Assess Surgical Efficiency in Holmium Laser Enucleation of the Prostate
Bernd Rosenhammer 1 , Maximilian Schönhärl 2 , Roman Mayr 2 , Marco J Schnabel 2 , Maximilian Burger 2 , Christian Eichelberg 2
Urol Int 2020 Sep 2;1-9. doi: 10.1159/000510135