Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine Volkskrankheit, die mit zunehmendem Lebensalter nahezu alle Männer betrifft: alleine in der Altersgruppe zwischen 60-69 Jahren sind rund ein Drittel betroffen. Im Gegensatz zum Prostatakrebs, dem Prostatakarzinom, handelt es sich hierbei aber nicht um eine bösartige Geschwulst der Drüsenkapsel, sondern eine durch Hormonveränderungen verursachte Zunahme des inneren Drüsenanteils.
Typische Symptome – z.B. häufiges, vor allem nächtliches Wasserlassen, Restharngefühl nach der Miktion, schwacher Strahl – können aber bei vielen Patienten über einen langen Zeitraum exzellent mit einer medikamentösen Therapie gemindert werden.
Eine Operation als erster Schritt ist nur selten erforderlich. Mit zunehmender Erkrankungsdauer und fortschreitendem Wachstum der Prostata ist aber irgendwann der Zeitpunkt erreicht, an dem die Tablettentherapie nicht mehr effektiv die resultierenden Probleme – v.a. Infekte und Harnverhalt – abwenden kann.
Die klassische Operationsmethode zur Behandlung der BPH ist die „Ausschabung“ über die Harnröhre, die sogenannte transurethrale Resektion der Prostata. Dieses Verfahren existiert seit ca. 90 Jahren und gilt gerade bei kleinen Drüsen auch heute noch als der Goldstandard. Limitiert ist die Methode jedoch durch die Größe der Drüse. Sehr große Prostatae wurden und werden deshalb heute noch mit einer offenen Operation behandelt. Daneben gibt es eine Vielzahl von alternativen experimentellen und etablierten Methoden, die vor allem auf Lasertechnik basieren. Doch auch bei den Lasermethoden gibt es grundlegende Unterschiede. Die Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef bietet Patienten die Holmium Laser Enukleation der Prostata (HoLEP) als operative BPH-Therapie an. So können wir bereits auf über 1000 Holmium-Laser Enukleationen der Prostata zurückblichen, sodass dieser Eingriff sehr routiniert und mehrfach am Tag (bis zu 5x am Tag) in unserer Klinik stattfindet. Des Weiteren haben wir in den letzten drei Jahren keine offene Adenomenukleation der Prostata durchgeführt, sodass auch sehr große Drüsen mit der HoLEP-Methode behandelt werden können.
Welche Vorteile dürfen die Patienten davon erwarten?
- Es handelt sich um eine vollständige Entfernung (= Enukleation) des Drüsengewebes, wie bei der offenen Operation, entlang der natürlichen Trennschicht zwischen dem Drüsengewebe und der am Ende verbleibenden Kapsel der Prostata.
- Der Holmium Laser hat eine hohe Effektivität auf kurze Distanz, dringt mit seiner Energie aber nur wenige Millimeter in das Gewebe ein, so dass die empfindlichen Strukturen an der Prostatakapsel, wie Nerven und feine Blutgefäße, sehr gut geschont werden.
- Das abgetragene Gewebe wird nicht verbrannt, sondern zerkleinert und zur histologischen Aufarbeitung eingeschickt, um ggf. bislang unbekannte Tumorherde festzustellen.
- Flexibler Einsatzbereich bezüglich der Drüsengröße, so dass gerade auch Drüsen operiert werden können, die für die klassische Ausschälung zu groß sind.
- Der Eingriff findet vollständig durch die Harnröhre, quasi in „Schlüsselloch-Technik“, statt. Den Patienten wird dadurch der Unterbauch-Schnitt mit Drainage und Hautnaht, wie bei der offenen OP notwendig, erspart. Hierdurch bedingt resultiert eine wesentlich schnellere Erholung als bei der offenen Operation.
- Als Alternative zur offenen OP besonders wertvoll, z.B. bei Patienten mit hohem Risiko für Wundheilungsstörung (Übergewicht, Diabetes, Gefäßerkrankungen).
- Keine suprapubische Harnableitung („Bauchdecken-Katheter“). Damit ist diese Operation auch bei Harnblasentumoren in der Vorgeschichte möglich.
- Deutlich geringere Blutungen im Vergleich zur offenen OP, aber auch zur TUR-P. Eine Entlassung ist völlig unproblematisch bereits am 2.– 3. Tag nach der OP ohne Katheter möglich, bei in der Regel sofortiger und signifikanter Verbesserung der Beschwerden.
- Geringe Komplikationsrate gepaart mit einer sehr gründlichen Entfernung des überschüssigen Drüsengewebes.
Nicht umsonst ist die HoLEP als Laserverfahren, das von der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) hinsichtlich der Langzeitergebnisse als Alternative zur TUR-P und offenen OP mit höchstem Bewertungsgrad versehen wird [(EAU Guidelines 2016: "The long-term functional results of HoLEP are comparable with TURP or open prostatectomy.“ GRADE A (Gravas et al. 2016)].
Dass das Verfahren dennoch deutschlandweit relativ selten angeboten wird, liegt an der im Allgemeinen als schwierig eingestuften Lernphase dieser Operation. Nur eine kontinuierlich hohe Fallzahl pro Operateur und Zentrum stellt eine gute Ergebnislage sicher.
Wir freuen uns unseren Patienten mit diesem Schritt alle wichtigen operativen Verfahren zur Behandlung der BPH – von der offenen OP über HOLEP, mono- und bipolare TUR-P und Greenlight-Laser – anbieten zu können, so dass wir gemeinsam mit unseren Partnerpraxen für jeden Patienten jetzt noch individueller das optimale Verfahren auswählen können.
Referenzen
HoLEP provides a higher prostate cancer detection rate compared to bipolar TURP: a matched-pair analysis.
Rosenhammer B, Lausenmeyer EM, Mayr R, Burger M, Eichelberg C.
World J Urol. 2018 Dec;36(12):2035-2041. doi: 10.1007/s00345-018-2353-0.
Holmium Laser Enucleation of the Prostate Provides Similar Incidental Prostate Cancer Detection Rates as Open Prostatectomy: A Matched Pair Analysis.
Rosenhammer B, Lausenmeyer EM, Mayr R, Burger M, Eichelberg C.
Urol Int. 2018;101(4):382-386. doi: 10.1159/000492923.
Introduction of a New Score to Assess Surgical Efficiency in Holmium Laser Enucleation of the Prostate
Bernd Rosenhammer 1 , Maximilian Schönhärl 2 , Roman Mayr 2 , Marco J Schnabel 2 , Maximilian Burger 2 , Christian Eichelberg 2
Urol Int 2020 Sep 2;1-9. doi: 10.1159/000510135