Prostatakrebs: wenn der Roboter assistiert

Interview mit Prof. Dr. Maximilian Burger zum da Vinci-Operationssystem

Prostatakrebs: wenn der Roboter assistiert

Prostatakrebs ist in Deutschland weit verbreitet. Laut Statistik treten hierzulande jährlich rund 60.000 Neuerkrankungen auf. Ähnliches gilt für eine gutartige Prostatavergrößerung. Wird der Krebs frühzeitig entdeckt, ist eine schonende Therapie möglich. Deshalb sollten Männer ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Bei einer späteren Diagnose hilft in der Regel nur eine komplette Entfernung des Organs.

Die vollständige Entfernung der Prostata wird am Caritas-Krankenhaus St. Josef sicher und schonend über einen minimal-invasiven Zugangsweg unter Verwendung des da Vinci-OP-Systems durchgeführt. Anlässlich des Europäischen Prostatatages am 15. September 2022 berichtet Prof. Dr. Maximilian Burger, Direktor der Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef mit dem Lehrstuhl der Universität Regensburg, über Behandlungsmöglichkeiten mit dem „da Vinci“.

Herr Prof. Burger, wann wird eine Entfernung der Prostata notwendig?

Man muss zwischen einer teilweisen und einer totalen Entfernung der Prostata unterscheiden; die teilweise Entfernung ist bei gutartiger Prostatavergrößerung notwendig, die das Wasserlassen erschwert. Es handelt sich dabei um einen kleineren Eingriff durch die Harnröhre, bei dem überschüssiges Gewebe entfernt wird – bei uns meist mittels eines Lasers. Die totale Entfernung ist bei Prostatakrebs notwendig, also wenn die Prostata von einem bösartigen Tumor befallen ist; dieser Eingriff ist eine größere Operation.

Wie gefährlich ist so eine Operation?

Die radikale Prostataentfernung ist keine gefährliche Operation im eigentlichen Sinn, birgt aber geringe Risiken, da das umliegende Gewebe einerseits von sehr vielen feinen Nervenfasern durchzogen ist und andererseits der Harnröhrenschließmuskel in unmittelbarer Nähe liegt. Nerven und Schließmuskel sind wichtig für die Harnkontinenz, also das Wasserhalten, bzw. für die Potenz, also die Fähigkeit zur Erektion. Bei herkömmlichen OP-Methoden bestand ein größeres Risiko, dass die Nerven irreparabel in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb arbeiten wir im Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg für eine Prostatektomie schon seit Langem mit dem da Vinci-OP-System.

 Wie arbeitet das System?

Das Operationssystem kombiniert eine hochauflösende 3D-Kamera-Technologie mit vom Operateur steuerbaren OP-Instrumenten, die über kleine Schnitte in den Körper eingeführt werden. Die Bewegungen des Operateurs an den Steuerinstrumenten werden in Echtzeit auf kleine miniaturisierte chirurgische Instrumente im Operationsfeld übertragen. Das System bietet dem Operateur eine absolute Bewegungsfreiheit von bis zu 360 Grad und volle Kontrolle. Dadurch können auch komplexe chirurgische Eingriffe mit höchster Präzision, Sicherheit und Qualität ausgeführt werden, die mit der menschlichen Hand allein nicht mehr möglich sind. Auch wenn das da Vinci-Operationssystem häufig als „Operationsroboter“ bezeichnet wird, kann es keine Operation eigenständig ausführen. Eine da Vinci-Operation wird zu jeder Zeit allein durch den operierenden Arzt an den Steuerinstrumenten im OP-Saal durchgeführt und kontrolliert.

Welche Vorteile bietet der da Vinci?

Durch die äußert präzise OP-Technik wird gewährleistet, dass die umliegenden Nervenstränge und der Harnröhrenschließmuskel so wenig wie möglich in Mitleidenschaft gezogen werden. Da nur kleine Hautschnitte erforderlich sind, ist der Blutverlust während der OP geringer als bei anderen Methoden. Das Risiko von Wundinfektionen wird gesenkt, und der Katheter kann früher gezogen werden als nach herkömmlichen Operationen. Das verkürzt auch den Aufenthalt im Krankenhaus und erleichtert die Wiederaufnahme aller gewohnten Tätigkeiten im Beruf und in der Freizeit. Am Wichtigsten für die betroffenen Männer dürfte aber die schnelle Wiederherstellung der vollständigen Harnkontinenz und der Erektionsfunktionen sein, denn der Verlust dieser Fähigkeiten führt häufig zu Depressionen und anderen psychischen Störungen.

Ist eine Operation mit da Vinci damit von vorne herein gut?

Ganz und gar nicht. Die totale Entfernung der Prostata ist eine komplexe Operation und da Vinci ein komplexes System – von selber wird das nicht gut. Es gilt die Grundregel jeder Operation: eine häufige und regelmäßige Anwendung, also die kontinuierliche Erfahrung und hohe Fallzahlen pro Jahr, sind wichtig für das Ergebnis. Die Regensburger Urologie der Universität am Caritas-Krankenhaus St. Josef gehört zu den fünf größten Zentren in Deutschland, die von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert sind. Dennoch arbeiten wir als Urologie der Universität Regensburg ständig an einer weiteren Verbesserung. 

Vielen Dank für das Interview, Herr Prof. Burger!

  


 

Die Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef: Vorreiterrolle in Bayern

Die Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg trägt den Lehrstuhl der Universität und ist eines der ersten von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Uroonkologischen Zentren Deutschlands. Als Teil des Universitären Onkologischen Zentrums Regensburg (UCCR) sowie des Comprehensive Cancer Center Ostbayern (CCCO) vereint es die zertifizierten Zentren für Prostatakrebs, Nierenkrebs- und Harnblasenkrebs unter einem Dach. Die Klinik für Urologie ist eine der größten in Bayern und zählt zudem zu den Vorreitern der Robotik in der Urologie. Als einzige Urologie in Süddeutschland arbeitet sie mit zwei da Vinci-OP-Systemen der neuesten Generation. Als Klinik mit eigenem Lehrstuhl ist die Regensburger Urologie stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.