Was macht der Roboter in der Chirurgie?
Inteview mit Dr. Peter Sauer

Das Caritas-Krankenhaus St. Josef verfügt über zwei da Vinci-OP-System der neuesten Generation - das ist einzigartig in Ostbayern. Doch wird er nicht nur in der Urologie und Frauenheilkunde, sondern auch in der Chirurgie genutzt.
Lesen Sie im Interview mit Dr. Peter Sauer, Oberarzt an der Klinik für Allgemeinchirurgie und Experte am da Vinci, wie der Roboter in der Chirurgie zum Einsatz kommt.
Das Caritas-Krankenhaus St. Josef verfügt über zwei da Vinci-OP-Systeme der neuesten Generation. Wir sprechen hier oft vom OP-Roboter, doch das stimmt so eigentlich nicht, oder?
Das ist richtig. Ein Roboter würde vollständig ohne Kontrolle durch den Menschen arbeiten. Soweit ist die Entwicklung aber noch nicht. Das ist aber eigentlich nicht verwunderlich, denn auch autonomes Fahren im PKW ist bislang noch keine Realität. Wir sprechen daher von einem robotischen System, das von Chirurginnen und Chirurgen bedient wird.
Wo liegen dann die Vorteile, wenn eigentlich doch der Chirurg operiert und das System nur die Bewegungen überträgt?
Das System arbeitet minimalinvasiv in Schlüssellochtechnik, der Unterschied ist jedoch, dass die Beweglichkeit des Systems wesentlich größer ist, der Operateur hat damit die Möglichkeit, auf kleinstem Raum – kleiner als in Realität – die Bewegung seiner Hände einzusetzen und so sehr präzise zu arbeiten.
Ein weiterer Vorteil ist die gute Sicht auf das Operationsgebiet. Durch die 3D-Optik, die wir auch bei normalen Laparoskopien verwenden, und die Lichttechnik entsteht ein stark vergrößertes 3D-Bild, das auf Bildschirme übertragen wird. Dadurch können wir auch sehr feine Strukturen gut erkennen.
Aus der Urologie kennt man den da Vinci schon länger – für welche Eingriffe setzt man ihn in der Chirurgie ein?
Das da Vinci-OP-System kann für fast alle chirurgischen Operationen an Bauch und Lunge eingesetzt werden. Zum Einsatz kommt er insbesondere bei Eingriffen, bei denen der Raum sehr eng ist und bei denen höchste Präzision gefordert ist.
Braucht es für das System eine spezielle Ausbildung oder kann jeder Operateur, der minimal-invasiv operiert, sich automatisch an den da Vinci setzen und loslegen?
Jeder Operateur braucht eine spezielle Ausbildung, um am da Vinci arbeiten zu dürfen. Am Caritas-Krankenhaus St. Josef verwenden wir einen sogenannten Teaching Monitor, einen 3D-Bilschirm. Dadurch werden die Operateure sehr schnell mit dem System vertraut und lernen den Umgang mit der Konsole noch schneller.
Gibt es auch Patienten, die Vorbehalte gegen das System haben?
Bisher waren alle Patienten sehr zufrieden, wenn wir ihnen anbieten konnten, sie mit dem robotischen System zu operieren. Auch deshalb, weil wir jederzeit auch während der OP auf das normale 3D-Verfahren oder auch eine offene Chirurgie umsteigen können, falls nötig.
Vorbehalte gegen das System habe ich noch nicht erlebt.
Wie wir jetzt wissen operiert der da Vinci nicht alleine. Aber ist das die Zukunft? Oder welche Entwicklungen sehen sie in der Zukunft der Chirurgie?
Bis ein Robotersystem eigenständig und autark operieren kann, wird noch einige Zeit vergehen. Vorstellbar ist aber, dass das System lernt, wo sich gefährliche Strukturen während der Operation befinden könnten und sich so die Gefahr für Komplikationen wie Blutungen weiter verringert.
Ebenso wäre denkbar, dass das System mit einem Computertomographen gekoppelt wird, so dass auch diese während der OP genutzt werden kann.
Was es aktuell schon gibt: Systeme, die Tumorzellen farblich markieren und dem Operateur damit helfen, den Tumor vollständig zu entfernen.