"Stoma-Patienten sind keine unglücklichen Patienten"

Interview zur Welt-Kontinenz-Woche

"Stoma-Patienten sind keine unglücklichen Patienten"

Vom 20. bis 26. Juni findet die Welt-Kontinenz-Woche statt. Sie ist die wichtigste Veranstaltungsreihe rund um Inkontinenz in Deutschland. Obwohl mehrere Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen sind, ist es immer noch ein Tabu-Thema. 🚨


Auch das Caritas-Krankenhaus St. Josef beteiligt sich an dieser Woche und stellt Wissenswertes rund ums Thema (In-)Kontinenz vor.  Heute spricht Prof. Dr. Alois Fürst, Direktor der Klinik für Chirurgie, im Interview über das Thema "Künstlicher Darmausgang - Stoma."

Herr Prof. Fürst, was ist ein Stoma überhaupt?

Das Wort Stoma kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Mund“ oder „Körperöffnung“.  Ein Stoma ist eine operativ angelegte Verbindung zu einem Hohlorgan. Ein Stoma kann bei der Ausscheidung von Darminhalt oder Urin unterstützen. Das Kolostoma dient der Ableitung von Dickdarminhalt, das Ileostoma der Ableitung von Dünndarminhalt, das Urostoma dient zur Harnableitung.

Ein Stoma kann aber auch einem Hohlorgan etwas zuzuführen: so dienst das Gastrostoma zur Ernährung oder ein Tracheostoma zur Beatmung.

Wer braucht ein Stoma?

Geht durch eine Tumoroperation oder wegen entzündlicher Erkrankungen das Ausscheidungsorgan verloren, dann ist eine künstliche Körperöffnung zur Stuhl- oder Urinableitung notwendig.
Moderne Stomaversorgungsartikel lassen ein normales Arbeits- und Privatleben zu. In manchen Fällen können wir am Caritas-Krankenhaus St. Josef durch spezielle Operationsverfahren sogar ein kontinentes Urostoma oder Ileostoma (Kock-Pouch) anlegen. Dadurch ist ein Leben ohne Stomabeutel möglich.

Wie lässt sich ein Stoma vermeiden?

Bei bestimmten Tumoren oder entzündlichen Erkrankungen lassen sich Stoma-Anlagen nicht immer vermeiden. Beim Enddarmkrebs gibt es spezialisierte Kliniken zu denen auch unser Haus gehört, die auch schließmuskelnahe Tumoren entfernen können – dadurch verringert sich die Zahl der Stomaanlagen.

Bei Patienten, bei denen der Dickdarmen zum Beispiel aufgrund von Colitis ulcerosa oder familiärer adenomatöser Polyposis entfernt wurde, kann ein kontinentes Ileostoma (Kockpouch) angelegt werden.

Wie reagieren Menschen auf die Nachricht, dass sie ein Stoma brauchen?

Eine Stomaanlage ist für den betroffenen Patienten eine unangenehme Nachricht. Allerdings sind Stomaträger keine unglücklichen Patienten. Sondern sie sind durch die modernen Stomaartikel hervorragend versorgt. Auch kümmern sich ausgebildete Stomaschwestern und die Selbsthilfegruppe (Deutsche ILCO) vorbildlich um alle Belange rund ums Stoma, so dass Stomaträger weiterhin voll im Leben bei guter Lebensqualität bleiben können.