Prostatakrebs: Vorsorge nicht noch weiter aufschieben
Selbsthilfegruppe PROCAS und medizinische Experten sind alarmiert

Einer aktuellen Analyse der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) zufolge sind von Januar bis September 2020 rund elf Prozent weniger Männer zur Prostata-Krebsvorsorge gegangen. Experten wie Selbsthilfegruppen sind alarmiert.
„Wir hatten immer wieder Männer in unserer Gruppe, die zu lange mit dem Arztbesuch gezögert haben und leider auch verstorben sind“, erklärt Alfons Swaczyna, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe PROstataCArzinom Regensburg/Oberpfalz. „Vor diesem Hintergrund appellieren wir als PROCAS an alle Männer: Die Pandemie darf kein Vorwand sein, die Vorsorge hinauszuschieben, und damit sein Leben zu riskieren.“
Ab 45 haben Männer einen Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung beim niedergelassenen Urologen oder Hausarzt. „Die Untersuchung ist vielleicht etwas unangenehm, tut aber nicht weh, dauert nur etwa 15 Minuten und kann im Idealfall viel Leid verhindern“, erklärt Swaczyna.
Ergänzend dazu bieten viele niedergelassene Ärzte als Selbstzahler-Leistung einen PSA-Test an: einen Bluttest, der die Konzentration eines bestimmten Eiweißes anzeigt, das in der Prostata gebildet wird. „Ab einem Wert von vier Nanogramm pro Milliliter im Blut gilt der Wert als erhöht. Dann empfiehlt es sich, weitere Untersuchungen anzustoßen, um einen Krebsverdacht zu bestätigen oder auszuschließen“, erklärt Prof. Maximilian Burger, Direktor der Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef. Er ist auch Leiter der Arbeitsgruppe Früherkennung der nationalen S3 Leitlinie Prostatakarzinom.
Der Direktor des Uroonkologischen Zentrums Regensburg sowie Ordinarius des Lehrstuhls für Urologie der Universität hat zudem täglich mit Betroffenen zu tun. Er weiß: „Für viele Männer ist das Thema immer noch ein Tabu. Sie gehen erst zum niedergelassenen Urologen, wenn sie Probleme haben. Wir haben in der Klinik immer wieder Männer bei denen es buchstäblich 5 vor 12 war!“
Warum es fatal ist, zu warten, bis Probleme auftreten, erklärt Prof. Dr. Theodor Klotz, Chefarzt der Klinik für Urologie, Andrologie und Kinderurologie am Klinikum Weiden. „Ein bösartiger Tumor macht häufig erst Beschwerden, wenn er bereits relativ groß ist und sich ausgebreitet hat.“ Dr. med. Ralf Weiser, Chefarzt der Klinik für Urologie am Klinikum St. Marien in Amberg, ergänzt: „Das ist vor allem deshalb so dramatisch, da die Heilungschancen bei einem Prostatakarzinom in einem frühen Stadium sehr gut sind.“
Sowohl die drei Chefärzte wie auch Alfons Swaczyna haben schon zu viele Männer erlebt, die zu spät gekommen sind. Aufgrund der alarmierenden Zahlen der DAK-Studie appellieren sie deshalb gemeinsam: „Liebe Männer, nehmen Sie bitte Ihre Vorsorgeuntersuchungen beim niedergelassenen Urologen wahr, schieben Sie diese nicht auf die lange Bank! Es geht um Ihr Leben! Das sind Sie sich und Ihren Lieben schuldig!